Reaktivierung und Umweltschutz
Bahnreaktivierung und Umweltschutz schließen sich nicht aus
NABU Homberg macht sich stark für Reaktivierung der Bahnstrecke Homberg-Treysa
Am Samstag, dem 28.08.2021, trafen sich auf dessen Einladung der Vorstand der Bürgerinitiative zur „Rettung der nordhessischen Kanonenbahn e.V.“ und der Vorsitzende des Naturschutzbundes (NABU) Homberg (Efze), Herr Rainer Hartmann, zu einem informellen Austausch. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Frage, inwieweit eine Reaktivierung der Bahnstrecke von Homberg (Efze) nach Schwalmstadt-Treysa Auswirkungen auf die Flora und Fauna entlang der Trassenführung hätte.
Die Natur hat sich nach Jahren des Stillstandes den Streckenabschnitt zurückgeholt. So ist die Strecke vollständig mit Hecken, Sträuchern und Bäumen zugewachsen. Dies legte Herr Hartmann ausführlich dar. Insbesondere auch das vorhandene Totholz, welches für die Insekten und Tiere als Rückzugsort dient, hat sich zu einem eigenen Biotop entwickelt. Dadurch stellt sich die Frage, ob eine Reaktivierung aufgrund des Umweltschutzes überhaupt in Frage kommt? Die Antwort ist klar - ja!
Zwar müssten für die Reaktivierung der Grünwuchs zwischen und neben den Gleisen entfernt werden, jedoch wäre der Eingriff weitaus weniger drastisch, als beispielsweise bei einem Radweg. Die Bahn benötigt lediglich eine 6 Meter breite Rückschnittzone, der Rest würde als Stabilisierungszone mit ihren Habitatbeständen erhalten bleiben können.
Für einen Radweg müsste die komplette Vegetation entlang der 21 Kilometer langen Strecke zurückgeschnitten werden, da die Radfahrenden an einer freien Sicht über Felder und Wiesen interessiert sein dürften. Denn dies würde die Strecke für Radfahrende ja erst interessant machen.
Für Bahnreisende hingegen ist ein solch radikaler Rückschnitt nicht erforderlich. Hier steht nicht der freie Blick im Mittelpunkt, sondern die Möglichkeit, umweltschonend und zeitsparend zwischen den Mittelzentren Homberg und Treysa zu verkehren.
Weiterhin müsste ein Radweg asphaltiert werden. Auf dem Asphalt wiederum sonnen sich die dort lebenden Echsen. „Sie lieben die Wärme des Asphalts. Die Tiere würden sich somit den Radfahrenden in den Weg „stellen“ und hätten sicher kaum eine Chance, auf der Strecke zu überleben“ mahnte der Vorsitzende des NABU Homberg, Rainer Hartmann. „Darüber hinaus stellt in den Herbstmonaten das fallende Laub eine besondere Gefahr für die Radfahrenden dar, welches entweder durch den radikalen Abschnitt der Vegetation verhindert wird oder durch die anliegenden Kommunen für viel Geld regelmäßig entfernt werden müsste“, führte Hartmann weiter aus.
Aus Sicht des NABU Homberg (Efze) ist daher eine Reaktivierung der Bahnstrecke ein weitaus weniger harter Einschnitt in die Lebenswelt der Insekten und Tiere als der Bau eines Radweges, welcher „ja ohnehin parallel zur Bahnstrecke verläuft“ so Dr. Herbert Wassmann, Vorsitzender der Bürgerinitiative weiter. Alle Beteiligten waren sich einig, dass bei der Reaktivierung der Bahnstrecke der Umwelt-, Tier - und Insektenschutz nicht zu kurz kommen darf. Die Reaktivierung muss und wird schonender sein, als der
Das offene und informative Gespräch mit Herrn Hartmann war für den Vorstand der Bürgerinitiative besonders wichtig, da möglichst viele Menschen in den Reaktivierungsprozess eingebunden werden müssen. Das schafft Verständnis und Akzeptanz. Die Bürgerinitiative zur Reaktivierung der nordhessischen Kanonenbahn macht abschließend nochmal deutlich: Der Schwalm-Eder-Kreis muss im Zusammenwirken mit dem Nordhessischen Verkehrsverbund und dem Land Hessen sowie den anliegenden Kommunen eine Reaktivierung unbedingt fokussieren und von einem Radwegbau Abstand nehmen!